kepler track

Als wir in Lake Te Anau angekommen waren, hatten wir uns spontan entschlossen, den Kepler Track zu laufen. Der gehört zu den neun „great walks“ in Neuseeland und im Sommer muss man die Hütten auf der Strecke zum Übernachten vorab buchen; ansonsten darf man nicht los bzw. darf nur ne Tageswanderung auf einem Teilstück machen.
Es war nur noch Platz in einer Hütte auf dem gesamten Track: Iris Burn Hut. Das hieß für uns, dass wir die gut 50 km in zwei Tagen anstatt drei oder vier (so lange läuft der Großteil der Besucher) absolvieren müssten. Aber die Dame im Visitor Center meinte, das würde man schon schaffen – sie habe das noch mit schwanger im 5. Monat ganz easy gemacht. Na toll, da kann man ja schlecht Nein sagen.
Und am nächsten Tag ging es los – allerdings erst mal mit der Suche nach dem Autoschlüssel. Am Ende haben wir ihn gefunden (ich mag gar nicht sagen, wo – echt zu doof), aber der shuttle zum Start des Tracks war schon mal verpasst. Dann hieß es trampen, aber das hat schnell geklappt und war auch nur ein kurzes Stück. Um 10 waren wir dann endlich auf dem Weg zur Iris Burn Hut. Die 22 km gingen auch flott durch grünen und bemoosten filmreifen Märchenwald. Nach gut 5,5 Stunden mit Pause waren wir am Ziel. Wunderschön dort – man hätte gerne draußen gesessen, aber die sandflies (Kriebelmücken) wollten es nicht zulassen. Die Hütte war gut, sogar mit Wasser vom Hahn, Matratzen und Gaskocher. Wir mussten also nur das Essen tragen.
Mit Schrecken stellte ich dann dort beim Blick auf die topographische Detailkarte fest, wie der Weg am folgenden Tag aussehen würde: fast nur Kammwanderung – und das mit meiner Höhenangst! Super. Dementsprechend schlecht habe ich die Nacht geschlafen.
Am nächsten Tag ging es 8 Uhr los; und gleich mit 2,5 Stunden Aufstieg von knapp 500 auf 1400 Meter. Darunter war auch der erste Teil übern Kamm, wobei mir echt die Pumpe ging und ich mehr schnaubte als beim steilen Anstieg zuvor. Ich hab weder rechts noch links oder nach vorn geschaut, nur stur nach unten auf den Weg und auf Carlos Schuhe vor mir. So war es zu überstehen. Danach folgten weitere Kammabschnitte, aber keiner mehr so übel wie am Anfang – und die Methode, nur auf den Weg zu schauen, funktionierte echt gut. Zum Glück war das Wetter super und die Windböen zahm.
Als wir nach einigem hoch und runter da oben auf schmalen Wegen endlich zu dem Punkt gelangten, an dem der Abstieg begann, waren wir schon ziemlich kaputt und die Füße brannten. Aber was soll’s – wir mussten da durch. Die schlimmsten Kilometer waren die letzten 8, als wir unten waren, aber noch um einen See herum zurück in die Stadt laufen mussten. Das war ein kleiner Kampf, aber den haben wir für uns entschieden. Am zweiten Tag haben wir 30 km zurück gelegt (11 Stunden unterwegs) und die Füße haben es mit ein paar Blasen gedankt. Aber meine Wanderschuhe sollten nun wohl endgültig eingelaufen sein.
Ich bin sehr froh, dass wir den Track gemacht haben – auch wenn es sehr anstrengend war. Wetter und Aussicht waren Hammer; und ich hab vielleicht ein bisschen was gegen meine Höhenangst gemacht.
Trotzdem würde ich eher empfehlen, drei Tage zu laufen. Da kann man echt entspannter die Berge genießen.

kepler track – fotos

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Zum Start des Tracks gibt es Strahlewetter, Lake Manapiuri

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Märchenwald auf dem Weg zur Iris Burn Hut

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Iris Burn Hut, unser Ziel des ersten Tages nach 22 km

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Morgenstimmung an der Iris Burn

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Nach 2 Stunden Hammer-Aufstieg am Morgen erwartete mich ein Weg über den Kamm

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Ich habe doch Höhenangst, verdammt!

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Und diese Kammwanderung wollte kein Ende nehmen...


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... aber dafür gab es dann später auch grandiose Weitblicke bei perfektem Wetter

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An jeder Ecke die schönste Aussicht - die Anstrengungen haben sich echt gelohnt.