sommersonne, sonnenschein

An der Westküste hatten wir leider nicht mehr so richtig Glück mit dem Wetter – auch am nächsten Tag nieselte es weiter, aber etwas weniger, so dass sich die schöne und schroffe Küste immerhin erahnen ließ. Wir haben uns dort dann nicht mehr so lange aufgehalten und haben den Weg Richtung Inland und Nordosten eingeschlagen. Dabei durchquerten wir die letzten etwas höheren Ausläufer der Südalpen und Carlo bekam noch mal Lust auf wandern. Es bot sich von St. Arnaud aus eine Zweitagestour zum Lake Angelus an, aber leider war die Hütte, in der wir hätten übernachten müssen, ausgebucht. Hm, damit hatten wir nicht gerechnet – aber ich war nicht ganz so bestürzt, denn der Weg hätte wieder mal zu mehr als der Hälfte über einen Kamm geführt,  was ja bekanntermaßen nicht zu meinen favorites gehört.
Stattdessen haben wir uns das erste Mal einen relaxten Nachmittag an einem schönen See gegönnt, in dem ich dann endlich anbaden war (vorher tatsächlich noch nicht einmal hier im Wasser gewesen). Und noch was hat uns den Abschied von den Bergen leicht gemacht: sandflies (korrekterweise blackflies; anstatt zu stechen wie Mücken beißen sie in die Haut, lassen das Blutverdünnungszeug ab und schlecken das Blut einfach auf). Die Bisse jucken wie wahnsinnig und wenn man sie aufkratzt, gibt es Narben. Auf einem Campingplatz in den Bergen zwischen Westport und Murchison waren sie so aggressiv, dass wir (wie auch alle anderen auf dem Platz) am Abend und nächsten Morgen im Auto saßen – es ging draußen einfach nicht; die waren echt überall. Der einzige Vorteil: sobald es dunkel ist, gehen die schlafen und sind weg. Aber im Dunkeln essen ist ja auch nicht die Lösung! Nun kommen uns die vereinzelten sandflies hier im Nordosten schon fast paradiesisch vor…
Wir waren hier nun bis zum nördlichen Ende der Südinsel: Farewell Spit, ein windzersaustes Stückchen Küste mit eigenem Charme. Und dann haben wir eine ganz wunderbare zweitägige Kajaktour auf dem Meer gemacht, und zwar wo es vermutlich alle machen: Abel Tasman Nationalpark. Der Wind hatte auch erbarmen und so gab es perfekte Bedingungen zum Kajaken. Nach einer ausführlichen Einweisung ging es dann auf eigene Faust los – wir konnten anlegen, wo wir wollten (und dürften) und die Küste entlang schaukeln. Die einzig schwierige Passage war die „mad mile“: wie der Name schon verrät ein gutes Stück im unruhigen Gewässer. Da hat der Wind gut ins Gesicht gepfiffen, Wellen gab es auch ordentlich und wir wurden schön nass. Aber danach wartete zur Belohnung unsere Hütte zur Übernachtung um die Ecke – sehr schön, direkt am Strand, aber es war wieder mal nen Schnarcher im Zimmer. Am zweiten Tag ging es weiter Richtung Norden und es zeigten sich bei uns erste Ermüdungserscheinungen. Ist doch anstrengend, auf dem Meer zu paddeln. So waren wir eher gemütlich unterwegs, haben eine lange Pause am Strand gemacht und am Endpunkt wurden wir halb vier von einem Wassertaxi eingesammelt und zum Ausgangspunkt zurückgeschippert. Die Gegend ist traumhaft, ein Strand schöner als der andere – es war wirklich eine superschöne Tour (und der Muskelkater in den Schultern ist auch fast weg). Und am Ende des Tages hatten wir den Oberluxus, in einem ganz tollen Haus aus den 20er Jahren in Nelson zu übernachten. Bekannte von Carlo haben dort housekeeping gemacht und wir konnten eine Nacht bleiben. Cool, ich hatte ein eigenes Zimmer mit riesigem Doppelbett – was war das schön! Das Haus steht zum Verkauf – schlappe 640.000 NZ$ für Haus und Grundstück. Ich würde es glatt kaufen! Macht jemand mit?
Nun brechen auch schon die letzten Tage auf der Südinsel an, die wir am Queen Charlotte Sound verbringen werden. Am 1. März nehmen wir die Fähre und setzen nach Wellington über. Und dann sind es nur noch drei Wochen, bis das Auto abzugeben ist. Also ist hier schon Halbzeit – kaum zu fassen! Mal sehen, was die Nordinsel zu bieten hat.