auf der sommerseite…
Frosty hat mich mittlerweile tapfer bis nach Melbourne gebracht und hat sich nun eine etwas laengere Pause von der Fahrerei verdient. Melbourne ist eine ganz feine Stadt mit viel zum Gucken und Hingehen und deshalb war ich auch recht lange dort (mein Gott, fast vier Wochen!). Aber es war nicht alles Muessiggang, denn ich hab tapfer versucht, einen Kneipen- bzw. Cafe-Job zu finden, war aber nicht erfolgreich. Wahrscheinlich ist Melbourne einfach viel zu beliebt und zu ueberlaufen und man muss einfach zur rechten Zeit am richtigen Fleckchen sein… Ich war es jedenfalls nicht. Egal. Bevor es zu deprimierend wurde, hab ich die Zelte in Melbourne abgebrochen und befinde mich grad in Hobart auf Tasmanien. Dieses Mal hab ich mich einer anderen Dame angeschlossen (wieder eine Deutsche, gibt einfach zu viele hier), weil sie einen Jeep mit Allradantrieb hat und das erschien mir fuer das bergige Tasmanien irgendwie geeigneter. Aber nun vermiss ich meine Frosty doch – vor allem bei Sturm und Regen ist Zelten doch ein wenig unangenehm. Wie gemuetlich waere es da in einem schoenen Campervan… Egal. Muss auch mal sein! Hoffentlich nimmt mir Frosty das nicht uebel.
Bisher haben wir die Westkueste erkundet und werden die naechsten Tage wieder die Ostkueste von Hobart aus nach Norden gondeln. Das schoenste haben wir uns zum Schluss aufgehoben: Wir werden den Overland Track machen. Das heisst 62 km wandern durch einen Nationalpark, der zum Weltnaturerbe gehoert. Wir werden etwa sechs Tage brauchen, Zelt und Essen muessen wir mitnehmen, denn ausser ein paar Schutzhuetten mit anderen Wanderern wird es keinen Kontakt zur Zivilisation geben. Ein bisschen „trainiert“ fuer die Berge haben wir schon: Neulich Nacht waren es nur 1,8 Grad und wir haben sie ohne Erfrierungen im Zelt ueberstanden… Ricarda, noch einmal 1000 Dank fuer den Hinweis, dass ein warmer Schlafsack in Australien nuetzlich sein koennte!
Ansonsten hab ich ja schon eine recht lange Reise hinter mir – ich glaub, ich hatte mich aus Perth das letzte Mal gemeldet? Es ist so viel passiert zwischendurch und wir haben so viel gesehen…
Weihnachten habe ich uebrigens auf einer Farm auf dem Lande zwischen South Australia und Victoria verbracht. Ich hatte die Tochter der Familie ueber meine Reisegefaehrtin Sabine in Adelaide kennen gelernt und als sie hoerte, dass ich noch keinen Plan hatte, wo ich die Feiertage verbringen wuerde, hat sie mich sofort zu sich eingeladen. Es war total nett und entspannt und ich duerfte Schafe treiben, Huehner fuettern und auf dem Maehdrescher mitfahren. Aufregend, wirklich! Silvester hingegen war bei mir total unspektakulaer: Ich sass bei Gewitter in einem kleinen Kaff an der Great Ocean Road auf dem Sportplatz (Campingplatz war ueberfuellt). Ich hatte es nicht mehr bis Melbourne geschafft, weil ich so lange in den Grampians (sehr nette Berggegend, schoen gewandert) und den Otway Ranges (mein erster „kalter“ Regenwald – herrlich gruen, aber auch kalt) herumgetroedelt hatte…
Niemals vergessen werde ich die netten Polizisten in der Nullabor Plain (1200 km leeres Land zwischen Western Australia und South Australia), die uns mittags um zwoelf mit Blaulich auf dem Highway angehalten haben. Ob wir denn wuessten, wie hoch hier die Hoechstgeschwindigkeit sei? Aeh, ja, 110 km/h… Richtig! Und warum fahren wir dann nur mit 80 km/h den Highway entlang? … ?!? Tja, altes Auto, Spritsparen… Sabine, die damals am Steuer sass, musste dennoch ins Roehrchen blasen. Sie duerfte es dann als Souvenir behalten. Ja, wir waren so ziemlich immer die langsamsten auf der Strasse und wurden auch immer flugs von den Roadtrains (ziemlich lange Lkws mit einem Haufen Anhaenger dran) ueberholt. Aber mit der Zeit gewoehnt man sich dran.
Man darf zwischen den einzelnen Staaten auch oft kein rohes Obst oder Gemuese mitnehmen, damit keine Schaedlinge oder Krankheiten weitergeschleppt werden. Das hatten wir bei unserem letzten Einkauf in Western Australia auch nicht im Blick und so waren noch 1,5 kg Zwiebeln uebrig. Was macht man damit? Braten, bevor man ueber die Grenze faehrt. Leider war das Wetter draussen windig und regnerisch. Lasst euch gesagt sein, dass sich Gebratene-Zwiebeln-Geruch fuer etwa vier Tage in einem Auto halten kann – und mit der Zeit nicht unbedingt besser wird. So aehnlich wie mit abgestandenem Zigarettenrauch…
Auf der Fahrt habe ich bzw. wir einen Haufen netter Leute kennen gelernt. Die Australier sind unglaublich aufgeschlossen und offen, laden einen (fast) immer sofort ein: sich mit ans Feuer zu setzen, bei ihnen zu bleiben, wenn man in der Naehe ist oder mit ihnen zu essen. So haben wir in South Australia zwei Maedels aus Adelaide kennen gelernt, die uns sofort angeboten haben, bei ihnen zu wohnen, wenn wir nach Adelaide kommen. Haben wir auch gemacht und war super entspannt: Direkt am Strand mit Sonnenuntergang aus dem Wohnzimmer (ja oder halt am STrand vor der Tuer). In Melbourne war ich einige Tage bei einem Rentnerpaar untergekommen, das ich in den Grampians beim Wandern kennen gelernt hatte. Und vor ein paar Tagen haben wir – nach Tagen eintoeniger Kost bestehend aus Reis mit Tomatenmark oder Nudeln mit Tomatenmark – ein paar sehr leckere Chickenwings abgestaubt…
Sehr loben muss ich mal die oeffentlichen Toiletten hier in Australien. Was wuerden die Backpacker ohne dieses dichte Netz oeffentlicher Beduerfnisanstalten machen? Immer gut zum Zaehneputzen und abwaschen, meistens sehr gut gepflegt und einige haben sogar Duschen – neulich hatten wir sogar eine mit warmem Wasser! Jedes noch so kleine Oertchen hat eine schoen ausgeschilderte „Public Toilet“. Toll. Und jedes noch so kleine Oertchen hat ein „Visitors Center“ mit leidenschaftlichen Mitarbeitern, die einen zum laengeren Verweilen animieren moechten. In Burra, einem Oertchen mit knapp 1000 Einwohnern, kamen wir nachmittags um 4 auf die Idee, die Dame im Visitors Center zu fragen, was man denn in der verbleibenden Zeit bis zum Abend sich so anschauen koennte. Sie erklaerte uns, es gaebe so viel zu sehen, dass wir drei Tage braeuchten und nicht nur drei Stunden… Wir sind trotzdem nur drei Stunden geblieben und haben mal wieder einen Haufen Zwiebeln gebraten, denn am naechsten Tag sind wir wieder in eine Frisch-Gemuese-Verbotszone gefahren. Ueberhaupt beginnt man sich sehr einfacher Dinge hier zu erfreuen, an erster Stelle steht natuerlich eine schoene warme Dusche. Und ich freu mich immer, wenn ich was essen kann, was man nicht nur in einem Topf kocht, sondern in mehreren… Das ist aber ziemlich selten. Ich habe naemlich nur einen Topf.